Drabble: Ein Stück entgegen

Ella hat für heute reserviert; Familienzusammenkunft. Fünf Jahre hatte sie ihren Vater nicht gesehen.

Ihre Beziehung war immer schwierig gewesen. Ella fühlte sich von ihm als Kind weder angenommen noch geliebt. Nach dem Tod ihrer Mutter schien sie nichts mehr zu verbinden. Nicht einmal der Schmerz über ihren gemeinsamen Verlust. Bei dem Gedanken an ihre letzte Auseinandersetzung, konnte sie sich ein Gefühl von Wut nicht verkneifen.

Ihr Handy summte. Ella kehrte in den jetzigen Moment zurück. Eine Nachricht von ihrem Vater. „Ich bin auf dem Weg zu dir.“ Sie zahlte und stand auf; bereit, ihm ein Stück entgegen zu gehen.

Spieglein, Spieglein

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?

Gut ist nicht gut genug, flüstert es –

Gedanken; die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Köpfchen.

Die Krone rutscht, Aschenputtel im Spiegelbild;

bis das Herz sich öffnet, all seine Kraft spürt und als liebende Königen spricht: „In meinem Land regiere ich und mir ist vollkommen egal, wer die Schönste irgendwo anders ist.“

Drabble: Die Nachricht

Ein Poltern reißt sie aus dem Schlaf. „Wahrscheinlich nur der Holzboden.“ Anna kuschelt sich wieder in ihre Decke. Es poltert erneut. Sie steht auf, um den Geräuschen auf den Grund zu gehen.

Die Treppe knarrt, als Anna sie heruntergeht. „Fehlt nur noch, dass die weißen Fenstervorhänge schweben.“ Sie lacht, um sich zu beruhigen.

Als sie unten angekommen ist, erblickt Anna Scherben. Das Keramikherz, das ihre Mutter ihr kurz vor ihrem Tod geschenkt hatte, ist zerbrochen. Zwischen den Scherben entdeckt Anna überrascht einen Zettel. Sie hebt ihn auf und liest. „Ich werde dich immer lieben, mein Kind.“ „Ich dich auch Mama.“